Rettet die Rehkitze! - Ein Gespräch mit Jäger Walter Oberschmied
Frühsommer – das Heu steht hoch und es werden einige schöne Tage angekündigt. Das gilt es auszunützen, und auf steilen und weniger steilen Wiesen geht die Mahd mit Kreiselmäher, Mähtrak, Mähmaschine und Sense los. Für die Bauern ist es eine höchst arbeitsintensive Zeit, für manches kleine Rehkitz im hohen Gras eine verhängnisvolle Zeit. Jäger Walter Oberschmied vom Fischer hat uns einiges dazu erzählt.
Walter, wann setzen die Rehgeißen ihre Kitze und warum in den Wiesen?
Die Setzzeit geht ungefähr von Anfang Mai bis Mitte Juni. Im hohen Gras mitten in einer Wiese sind die Kitze gut versteckt. Zwei Kitze werden von der Rehgeiß immer in einiger Entfernung voneinander gesetzt. Durch das braune Fell mit den weißen Punkten sind sie gut getarnt, sie haben keinen Eigengeruch und können deshalb von ihren Feinden, besonders dem Fuchs, nicht gewittert werden. Sie liegen ganz still im Gras und flüchten nicht, was sie zwar vor dem Fuchs schützt, nicht aber vor der Mähmaschine. Es fällt auf, dass die Geißen ihre Kitze immer weiter unten in den Wiesen setzen. Das könnte daran liegen, dass an den Waldrändern entlang oft Wege führen und sich die Rehe durch Wanderer, Spaziergänger und Hunde gestört fühlen.
Was kann getan werden, um die kleinen Rehe vor einem grausamen Tod zu bewahren?
Wenn man zusammenhilft, kann man einiges erreichen. Es ist nicht so leicht, die Kitze zu finden. Wenn die Jäger von den Bauern informiert werden, wann sie mähen, kann das Feld abgesucht werden. Wenn ich einige Tage vor dem Mähen Fahnen in den Wiesen aufstelle, fühlt sich die Rehgeiß gestört und lockt ihr Kitz fort. Wo mit der Mähmaschine gemäht wird, kann jemand vor der Maschine hergehen und Ausschau halten. Das machen dankenswerter Weise schon einige Bauern so. Zum Auffinden von Rehkitzen werden heute mancherorts auch schon Drohnen mit Wärmebildkameras eingesetzt. Das ist auch eine Frage des Geldes, wird aber sicher immer mehr kommen.
Wie verhält man sich richtig, wenn man ein Rehkitz findet?
Wenn man ein Rehkitz entdeckt, soll man einfach weitergehen und es auf keinen Fall anfassen, denn es ist nicht verlassen, wie es scheint! Am besten den Bauern oder einen Jäger informieren, damit es vor dem Mähen in Sicherheit gebracht wird. Nur bei einer direkten Gefahr durch eine Mähmaschine kann man es an den Waldrand bringen, dabei aber nie mit den bloßen Händen anfassen, sondern einige Grasbüschel dazu nehmen, damit die Geiß nicht eine fremde Witterung aufnimmt und das Kitz dann nicht mehr annimmt.
Walter, du und andere Jäger sind in diesen Wochen wie jedes Jahr viel unterwegs auf der Suche nach Rehkitzen, die in den Wiesen gesetzt werden. Wie können euch die Bauern dabei unterstützen?
Leider sind auch letztes Jahr wieder einige Rehkitze niedergemäht worden, andererseits aber auch mehrere gerettet worden. So hat zum Beispiel beim Marxegger die ganze Familie mitgeholfen beim Absuchen der Wiese. Für die Kinder Simon, Jana und Anja war es ein tolles Erlebnis, als sie tatsächlich ein Rehkitz entdecken und das kleine Lebewesen retten konnten. Für uns wäre es eine große Hilfe, wenn wir wissen, wann die Wiesen – besonders am Waldrand - gemäht werden! Wir bitten die Bauern, uns vor dem Mähen anzurufen ( Walter Oberschmied Tel. 348 5832051 oder Klaus Schmidhammer Wiesiler Tel. 347 1784872), damit die Wiese abgesucht werden kann und es zu keinen bedauerlichen Unfällen mit Rehkitzen kommt!
Für die Mithilfe, das Entgegenkommen und die Zusammenarbeit danken die Jägerschaft - und die kleinen Rehkitze!
Hinweis: Heute Abend, 27. Mai 2021 wird in der Sendung "Alpen Donau Adria" um 20.20 Uhr auf Rai Südtirol ebenfalls über die Rehkitze berichtet.